AFG Goes West … to Arlington! Städtepartnerschaft Aachen-Arlington: Austausch für Schüler/innen der 6. Klassen

„Don’t hug (umarmen) the Germans!“

„Don’t congratulate the Germans before or after their birthday!”

“Don’t talk about politics!”

 

Dies waren einige der Briefings, die die Arlingtonings erhielten, bevor wir kamen. Es sollte sich herausstellen, dass die Amerikaner vielleicht doch nicht dieser Vorwarnungen bedurften.

 

Aber eines nach dem anderen: Treffpunkt Waldfriedhof am 11. Oktober 2018 um 5.00 Uhr morgens … Zwei vollbesetzte Busse mit Eltern-Kind-Paaren aus ganz Aachen machen sich auf den Weg nach Brüssel, um von dort aus nach Washington/Dulles zu fliegen. Dieses Jahr erreicht der alljährliche Aachen-Arlington-Austausch, der sich speziell an Sechstklässler/innen richtet, mit 55 teilnehmenden Familien eine Rekordzahl. Und das auch noch ausgerechnet in dem Jahr, in dem die „sister-cities“ Aachen und Arlington ihre 25-jährige transatlantische Freundschaft feiert.

Unter den Teilnehmern befanden sich auch drei Eltern-Kind-Paare des Anne-Frank-Gymnasiums, Antonia Burbaum, Benjamin Congar und Emma Wenzler mit jeweils Vater oder Mutter. Ebenfalls mit von der Partie war ich selbst mit meinem Sohn, der die 6. Klasse des Pius-Gymnasiums besucht, und konnte so hautnah erleben, was diesen Austausch so besonders macht.

Nach einem entspannten Flug nach Washington/Dulles wurde unsere Gruppe herzlichst von den Gastfamilien in Empfang genommen, die wir vor lauter Welcome-Plakaten kaum sehen konnten. Nach einem ersten Kennenlernen der jeweiligen Gastfamilien unternahmen wir mit der gesamten Gruppe am nächsten Morgen eine Sightseeing-Bustour durch Washington, in der uns alle wichtigen Sehenswürdigkeiten der Regierungshauptstadt der Vereinigten Staaten nähergebracht wurden.

Tags darauf trafen wir uns wiederum mit der gesamten Gruppe und deren Gastfamilien (ca. zweihundert Amerikaner und Deutsche) zum großangelegten Welcome-Breakfast in der Williamsburg Middle School, bei dem wir sehr warmherzig vom Arlingtonkomittee der Stadt begrüßt wurden. An den nächsten zwei Tagen bestand die Möglichkeit, im Climbing und Ziplining Adventure Park in Sandy Springs klettern zu gehen oder eine Wanderung bei den Great Falls in Virginia zu unternehmen; dies natürlich nur, sofern man nicht etwas anderes mit seiner Gastfamilie vorhatte.

 

 

Am Dienstag stand die große Tour des U.S.-Kapitols an, zu der wiederum alle deutschen Teilnehmer/innen eingeladen waren. Dank lange zuvor reservierter Tickets waren die Wartezeiten nicht allzu lang. Allein das gewaltige Gebäude hinterließ einen großen Eindruck.

Einziger Wermutstropfen für die Sechstklässler/innen: Die persönliche Führung durch das Kapitol fand auf Englisch statt, so dass die Sprachkenntnisse leider noch nicht ganz ausreichten, um alles zu verstehen. Doch die Räumlichkeiten sprachen natürlich für sich.

 

 

 

Deckenmalerei in der Rotunde des Kapitols

 

Am nächsten Morgen durften unsere Schüler/innen dann auch „endlich“ wieder zur Schule gehen, und zwarbegleiteten sie ihre Gastkinder in deren jeweilige Schule. Hier hatten sie die Chance, einen hautnahen Einblick in das amerikanische Schulleben zu gewinnen. An diesem Vormittag gestalteten die amerikanischen Lehrkräfte ihren Vormittagsunterricht auch freundlicherweise extra so, dass die deutschen Gastkinder mitmachen konnten. Unterschiede in der Einrichtung der Schule (v.a. technische (!) Ausstattung), in der Unterrichtsgestaltung, in der Organisation der Mensa wurden von den Kids festgestellt.

 

Am Donnerstag standen noch optional zwei weitere Highlights auf Programm: der Besuch der altehrwürdigen Library of Congress (Kongressbibliothek) gegenüber des Kapitols sowie die Tour nach Mount Vernon, dem ehemaligen Regierungssitz George Washingtons.

Darüber hinaus muss ich noch von den zahlreichen privaten Dinner-Parties berichten, zu denen wir abends bei verschiedenen Gastfamilien eingeladen waren (Wer hat eigentlich gesagt, dass Karaoke out ist?) oder Besuche bei Basketball-, Eishockey oder Fussballspielen (Sollten wir uns doch noch etwas mehr vom lautstarken Sportenthusiasmus der Amerikaner abgucken?)

Deutsche und amerikanische Kinder bei einer Dinner-Party

 

 

Wie heißt es doch so schön? Wenn es am schönsten ist, soll man aufhören. Am letzten Abend fand die beliebte alljährliche Farwell-Party in Form einer schrillbunten Halloween-Party statt, zu der sich alle Gäste – groß und klein – in den verrücktesten Kostümen verkleideten. Eine Slideshow mit Bildern der gemeinsamen Zeit wurde gezeigt, Unmengen an Pizza wurden verdrückt und letztlich auch noch das Tanzbein geschwungen.

 

Komme ich auf die eingangs erwähnten Briefings zurück, die die Arlingtonians im Vorfeld erhielten: Herzlich lachten wir über die Annahme, dass wir Deutsche es nicht mögen, umarmt zu werden. Wir scheuten auch nicht davor, bei zahlreichen Gelegenheiten über politische Themen zu diskutieren. Übrigens an alle Öcher: Die Amerikaner belustigten sich über den „Aachener Klenkes“ und sind nun gespannt, ob man sich hier wirklich so begrüßt.

Durch den Austausch haben wir alle unseren Horizont erweitert, wir haben viel über andere Kulturen und auch über uns selbst gelernt. Befürchtungen, die wir von Seiten einiger amerikanischer Gasteltern zu hören bekamen, dass die Deutschen wegen der angespannten politischen Lage Vorbehalte hatten, in die USA zu reisen, konnten wir zum Glück durch anregende Gespräche ausräumen. Wie Libby Garvey, ein Mitglied des Arlington Countryboards so treffend formulierte:„ Menschen, die sich kennen, bekriegen sich nicht. We can make the world a better place.“

Vielleicht konnten wir ja mit unserem Besuch ein ganz kleines bisschen dazu beitragen, die Welt zu einem besseren Ort zu machen. Zumindest wurden viele neue transatlantische Freundschaften geschlossen, die beim Gegenbesuch der Amerikaner im April vertieft werden können. Die Zukunft liegt in den Händen unserer Kinder.

 

Herzlichst,

Ihre /Eure Dagmar Heinrich

(Koordinatorin des Aachen-Arlington-Austausches am Anne-Frank-Gymnasium)

 

From left: Rebecca Keiser, Dagmar Heinrich, Sydney Keiser, Mika Heinrich, Sammy Keiser, and Matthew Keiser, had a great experience with the exchange. The Keisers hosted the Heinrichs, and now they can hardly wait to go to Aachen. Photo by Eden Brown.

(http://www.arlingtonconnection.com/news/2018/oct/24/beyond-lederhosen-arlington-and-aachen-connect/)

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