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Philosophie / Praktische Philosophie am AFG

„Sapere aude! Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen!“ – Immanuel Kant

 

Das Fach Philosophie – ein Laberfach?

Die Philosophie unterscheidet sich von anderen Wissenschaften dadurch, dass sie keine endgültigen Antworten bereithält. Auch sind die Fragen, mit denen sich Philosoph*innen auseinandersetzen, gerade diejenigen, die nicht empirisch beantwortbar sind. Hieraus entsteht immer wieder das Vorurteil, Philosophie sei ein ‚Laberfach‘, wo es darum gehe, eine Meinung zu äußern, die, da es sich nicht um empirische Fragen handelt, nicht weiter hinterfragbar sei.

Ganz im Gegenteil! Die Philosophie verlangt eine absolute Genauigkeit im Denken. Die speziellen Werkzeuge dieser Disziplin bestehen nicht in Messgeräten oder einem Taschenrechner, sondern beispielsweise in schlussfolgernden Argumentationen, der genauen Unterscheidung von Ursache und Wirkung, oder der Ableitung des Besonderen aus dem Allgemeinen. Philosophische Fragen führen zum Staunen über die Welt und dem Zweifel an bisherigen Gewissheiten. Daher kann eine Meinung oder ein Alltagsverständnis immer nur der Ausgangspunkt sein, welcher hinterfragt werden muss, um anschließend schrittweise durch Argumente gestützt oder widerlegt zu werden. Hierdurch leistet die Philosophie einen unerlässlichen Beitrag in der Bildung von aufgeklärten Schüler*innen, die nicht nur den Mut, sondern auch die Fähigkeit haben, sich ihres eigenen Verstandes zu bedienen.

Wer Philosophie als Unterrichtsfach in der Oberstufe wählt, sollte unbedingt Freude am eigenständigen Denken mitbringen. Der Philosophie-Unterricht selbst lebt dann vom Gespräch der Kursteilnehmer*innen miteinander. Sie sollten daher einige Fähigkeiten entwickeln, damit ein solches Gespräch stattfinden kann: die Bereitschaft, sich und anderen kritische Fragen zu stellen, anderen zuzuhören, sich mit fremden Denkansätzen auseinander zu setzen. Schließlich die Bereitschaft und Ausdauer, sich der notwendigen Verständniserschließung am Text nicht zu entziehen. Denn viele philosophische Text werden nicht leicht verständlich sein. Philosophie-Unterricht will damit helfen, andere Zeiten und Kulturkreise, aber auch Auffassungen, in die wir hineinwachsen, besser zu verstehen sowie dazu anregen, einen eigenen Standpunkt zu entwickeln und damit Orientierung für das eigene Leben vermitteln.

Ziele des Faches Philosophie:

Die Frage nach den Gegenständen von Philosophie hat der Philosoph Immanuel Kant (1724-1804) einmal folgendermaßen beantwortet:

  • Was kann ich wissen?
  • Was soll ich tun?
  • Was darf ich hoffen?
  • Was ist der Mensch?

 

Diese nach wie vor gültige Themenbestimmung macht zweierlei deutlich:

  1. Der Philosophierende ist ein fragender, ein nachdenklicher Mensch, der sich mit vorschnellen Antworten und dem, was immer schon so war, nicht zufriedengibt.
  2. Gegenstand und Ziel allen philosophischen Fragens ist der Mensch selbst, der sich und die Welt begreifen möchte, um sich in ihr zurechtfinden zu können.

Kant äußerte einmal, man könne nicht Philosophie lernen, sondern nur das Philosophieren. Für den Philosophie-Unterricht bedeutet das, dass die Schüler selbst philosophieren sollen und nicht nur etwas über die Philosophie bestimmter Philosophen gelehrt bekommen. Das darf nicht mit dem bloßen Äußern seiner Meinung wie in einer Talkshow verwechselt werden, denn es kommt immer auf die Begründung und Rechtfertigung an, die ähnlich wie in der Mathematik sehr abstrakt und allgemeingültig entwickelt werden muss. Das eigene Philosophieren soll also eingeübt werden. Dabei werden verschiedene Fähigkeiten trainiert, die einem nicht nur im Philosophie-Unterricht zugutekommen:

  • Fragen und Probleme denkend erschließen
  • rationales Argumentieren
  • Zuhören, Aussagen anderer erwidern können
  • Analysieren von philosophischen Texten
  • kritisches und selbstkritisches Denken
  • selbständiges Urteilen
  • Entscheidungsfähigkeit in Fragen des eigenen Handelns erlangen
  • selbständige Wertorientierung

 

Inhaltlich stehen neben den Einzelthemen folgende allgemeine Ziele im Vordergrund:

  • Überblick über philosophische Grundpositionen erlangen
  • Hintergründe abendländischer Kultur kennen lernen
  • Wurzeln der (Natur-)Wissenschaft, des Staatswesens, der Moral kennen lernen
  • Bedeutung der Sprache im Zusammenhang des Weltverständnisses begreifen
  • Zusammenhang zwischen wissenschaftlichem Wissen und Weltbild erkennen

 

Weiter unten findest Du / finden Sie drei Videos von Schülerinnen und Schülern zur Frage „Was ist für dich Philosophie?“

 

Philosophie am AFG

Die Fachkonferenz Philosophie hat am Anne-Frank-Gymnasiums die folgenden Lehrwerke eingeführt:

  • Zugänge zur Philosophie, Cornelsen-Verlag Berlin, 2010.
  • Philo- NRW/ Unterrichtswerk für Philosophie in der Sekundarstufe II, Buchner-Verlag, 2015.

Kleine Randnotiz J: Für die Rückkehr zu G9 werden vom Ministerium für Schule und Bildung zurzeit Lehrpläne erarbeitet. Weitere Informationen zu den Richtlinien, Inhalten, Methoden und Leistungsanforderungen findet Ihr auf den Seiten des schulinternen Curriculums.

Es grüßt herzlichst die Fachschaft Philosophie.

 

Weitere Informationen:

 

Hier noch drei Videos zur Frage „Was ist für dich Philosophie?“:

 

 

 

Praktische Philosophie am AFG – Vorbereitung auf den Philosophieunterricht in der Oberstufe und Alternative zu katholischer und evangelischer Religion.

 

Das Laberfach  – nein, gesprochen wird zwar viel, wie jedoch im vorangehenden Text über die Philosophie am AFG deutlich geworden, ist auch die Praktische Philosophie kein Fach, in dem man sich ausruhen und rumlabern kann. Ganz im Gegenteil!

Das Fach, gerne auch als Alternative zum christlichen Religionsunterricht gewählt, trägt zum Bildungsauftrag der Schule bei, indem es die persönliche, soziale und auch politische Bildung der Schülerinnen und Schüler fördert. Es unterstützt die Entwicklung der Gesamtpersönlichkeit zu sozialer Verantwortung, zur Gestaltung einer demokratischen Gesellschaft, zur Orientierung an Grundwerten, zu Nachhaltigkeit, zur kulturellen Mitgestaltung. Die jungen Menschen setzen sich mit Sinn- und Wertefragen auseinander und reflektieren kriteriengeleitet ihre eigene Verantwortung in der Gesellschaft. So gelangen sie zu verantwortlichem Handeln, das sie fundiert begründen können. Im Zentrum des Unterrichts steht also die systematische Auseinandersetzung mit Sinn- und Wertefragen auf der Grundlage einer argumentativ-diskursiven Reflexion.

Die Schülerinnen und Schüler erlernen wesentliche Kompetenzen in der Auseinandersetzung mit den verschiedenen Themen, wie die Methodenkompetenz, Sachkompetenz, Urteils- und Handlungskompetenz. Die Kompetenzen sind an fachliche Inhalte gebunden. 7 verschiedene Inhaltsfelder werden in der Sekundarstufe I behandelt: Das Selbst, zwischenmenschliche Beziehungen, Verantwortung, Strukturen des Zusammenlebens, Gegenwart und Zukunft, Sinnsuche und Lebensentwürfe sowie menschliche Erkenntnis.

Ein Beispiel für die thematische Konkretisierung des Inhaltsfeldes „Verantwortung“ sind Mensch und Natur, Wahrheit, Wahrhaftigkeit und Lüge in den Jahrgängen 5 und 6. Das Thema Gerechtigkeit ist zum Beispiel inhaltlicher Schwerpunkt des Inhaltsfeldes „Strukturen des Zusammenlebens“.

Am Ende der Sekundarstufe I sollten Schülerinnen und Schüler etwa über ihre Lebensrealität, Lebensträume und berufliche Perspektiven diskutieren, die Rolle von Vernunft und Emotion bei Entscheidungsprozessen überprüfen und die vielfältigen Rollen im Prozess des Selbst-Entwurfs sowie deren Chancen und Grenzen bewerten können. Sie sollten die Gefahren fundamentalistischer Positionen für das gemeinschaftliche Zusammenleben beschreiben, die Bedeutung von Sprache und Medien für sich selbst und für das Miteinander in der Gemeinschaft kriteriengeleitet diskutieren können.

Die Schülerinnen und Schüler beschreiben das Spannungsverhältnis zwischen Freiheit und Verantwortung, diskutieren Beispiele von Zivilcourage hinsichtlich ihrer Notwendigkeit und unterscheiden ethische Positionen. Auch religiöse Positionen werden einander gegenübergestellt und in ihren Deutungsmustern kritisch analysiert und hinterfragt.

Insgesamt sind dies vielfältige Beispiele für das Heranreifen der Persönlichkeiten, das Ausbilden von wesentlichen Kompetenzen für ein verantwortliches, tolerantes und empathisches Miteinander in Gesellschaften.

Es gibt, im Gegensatz zu den anderen Fächern keine schriftlichen Leistungsüberprüfungsformate wie Klassenarbeiten oder Tests. Im Wesentlichen werden die mündliche Beteiligung an den Diskursen sowie schriftliche Beiträge in Form von Präsentationen, Recherchen, Begriffsbestimmung oder kreative fachspezifische Arbeiten wie Collagen, Erklärvideos und ähnliches erwartet und als Leistungsüberprüfung gewertet.

Wir arbeiten mit dem Lehrwerk Leben leben vom Klett Verlag, das in 3 Bänden für je zwei Jahrgänge erhältlich ist.

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