Es war der 27. Dezember 2017, der Tag an dem die damals 31 jährige Mutter ein Zeichen für die Welt setzte. Vida Movahed, auch bekannt als „The Girl of Enghelab-Street“, war die erste Frau, die sich gegen die Kopftuchpflicht im Iran öffentlich und aktiv äußerte. Mitten in der iranischen Hauptstadt Teheran stellte sie sich in der bekannten Enghelab Straße auf einen Verteilerkasten, nahm ihr Kopftuch ab und band es an einen Stock, den sie sichtbar für alle Passanten hoch hielt. Enghelab bedeutet ins Deutsche übersetzt „Revolution“ und spielt in diesem Fall auf die Islamische Revolution Irans 1979 an, die Frauen seitdem dazu verpflichtet sich ab dem neunten Lebensjahr mit einem Kopftuch und langer Kleidung zu bedecken. Ein Verstoß gegen diese Regel kann zu jahrelanger Haft führen.
Nach Vida Movaheds mutigem Einsatz gegen die Kopftuchpflicht fanden sich schnell Anhänger ihrer Aktion, die auf dieselbe Weise im Iran begannen ihr Kopftuch öffentlich provokant abzunehmen. Auch weltweit sorgte sie durch soziale Medien für Aufsehen. Es entstanden kreative Umsetzungen, Illustrationen und Nachahmungen dieser Aktion.
Im ersten Halbjahr dieses Schuljahres war es unsere Aufgabe im Kunstunterricht einen öffentlichen Konflikt kreativ darzustellen. Mindestens zwei verschiedene Techniken sollten für die Umsetzung verwendet werden, ansonsten wurde uns Schülern die Art der Umsetzung frei überlassen. Aus diesem Grund habe ich mich dazu entschlossen eine Collage bezüglich der Aktion Vida Movaheds anzufertigen, weil ich ihren demonstrativen Akt persönlich als sehr stark und inspirierend empfinde, der die iranische Bevölkerung zur Meinungsäußerung animiert.
Meine Arbeit besteht aus zwei Teilen. Im ersten Teil habe ich ein Plakat als Themenübersicht mit der Überschrift „The Girl of Enghelab Street“ erstellt, welches Fotos von Vida Movahed und ihren Anhängern weltweit abbildet. Mittig befindet sich ein Ausschnitt des Stadtplans von Teheran mit der markierten Enghelab Straße, sodass deutlich wird wo sich das Geschehene abgespielt hat. Der untere Bereich des Plakats zeigt einige soziale Medien, um zu verdeutlichen wie sich Vida Movaheds Aktion verbreitet hat.
Der zweite Teil ist der Hauptteil meiner Arbeit. Ich habe Vida Movahed dargestellt, während sie ihr Kopftuch am Stock für die Öffentlichkeit präsentiert. Der Hintergrund wurde grau gehalten, sodass die düstere Stimmung und die Unterdrückung im Iran zum Ausdruck gebracht werden. In der linken oberen Ecke steht das persische Wort für „Freiheit“ in Weiß, um die iranische Kultur nochmals einzubringen und das Verlangen nach Freiheit im Land zu betonen. Auf der rechten Seite der Collage habe ich zwei bekannte Sehenswürdigkeiten Teherans (Borj-e-Milad und der Freiheitsturm) ausgedruckt und aufgeklebt, welche ebenfalls die Kultur und den Ort des Geschehens verdeutlichen sollen. Den Untergrund, auf dem sich Vida befindet, habe ich rot gehalten, um auf eine Art Schlachtfeld hinzuweisen, da im Iran ein ständiger Kampf zwischen Befürwortern und Gegnern der Regierung herrscht. Des Weiteren soll die Farbe auf die Aktion aufmerksam machen. In der unteren Hälfte des Bildes vor dem roten Bereich sind Umrisse von Menschenmengen abgebildet. Auf der linken Seite die Befürworter Vidas, die ebenfalls Stöcke mit Kopftüchern halten und auf der rechten Seite ihre Gegner, die Gewehre auf sie richten. Mittig ist das Hauptmotiv, Vida Movahed selbst zu sehen. Ihre Haare wurden bewusst flächenfüllend und lang gemalt, sodass sie betont werden. Sie wehen im Wind und symbolisieren dadurch die Freiheit der Frau. Ihre Kleidung ist golden gehalten, weil ihre Tat in meinen Augen großen Wert wie Gold hat und auch von großer Bedeutung für die Menschen ist. Dadurch wirkt sie edel und mächtig. In ihrer Hand befindet sich der aus Streichhölzern bestehende Stock mit einem aufgeklebten Tuch, welches das Kopftuch darstellt. Dadurch konnte ich weitere Materialien in meine Arbeit einbauen und das Kopftuch ebenfalls hervorheben. Ihr Gesicht habe ich unkenntlich gemacht, denn es ist nicht nur Vida Movahed, die sich gegen die unterdrückenden Pflichten im Iran einsetzt. Hinter den Aktionen gegen die Unterdrückung im Iran verbergen sich viele Gesichter, jedoch ist Vida Movahed das bekannteste Beispiel dafür, das für großes Aufsehen sorgte und als kraftvolle Inspiration diente.
