„Und es passiert wieder…“ – Überlebender der Möllner Brandanschläge besucht das AFG

„Hass ist etwas Erfundenes. Es gibt keinen Grund, jemanden zu hassen, weil er anders ist.“ Mit diesen eindringlichen Worten knüpft Ibrahim Arslan, der 1992 einen der beiden ausländerfeindlichen Brandanschläge in Mölln überlebte, an seine eigenen Erfahrungen an. Auch er habe früher einmal eine Gruppe Andersdenkender abgelehnt und beschimpft, weil es alle in seinem Umfeld taten – sozialisationsbedingt also. Bis er irgendwann für sich die Diskriminierung infrage stellte und fortan Botschafter für eine liberale, tolerante Haltung wurde. „Zu sagen, ich habe die Nationalität xy, ist genauso erdacht. Alle Menschen sind gleich.“


Arslan war eigens aus Hamburg angereist, um sich im Rahmen einer Aulaveranstaltung im AFG den Fragen der EF‘ler zu stellen. Zu Beginn erfuhren die SchülerInnen durch eine Dokumentation, wie Familie Arslan nach den ausländerfeindlichen Morden versucht hatte in das „normale“ Leben zurückzufinden. Drei Familienmitglieder waren in der Nacht im November 1992 ums Leben gekommen.
Nach einer Pause zeigte Arslan anhand einer Power-Point-Präsentation die Entwicklung der rechtsextremistischen und rassistischen Anschläge und Morde in Deutschland seit den 80er Jahren auf. Schnell wurde der Bezug zur aktuellen Situation hergestellt und was folgte, waren intensive und ausführliche Diskussionen über die Ereignisse in Chemnitz, über Rechtsradikalismus und die Flüchtlingspolitik. „Ich hätte nie gedacht, dass es wieder passieren könnte – aber es passiert“, so Arslan nachdenklich. „Ich bin jetzt 33 Jahre alt – wenn ihr so alt seid, habt IHR die Verantwortung. Überlegt genau, wie Deutschland dann aussehen soll.“
Man konnte den Eindruck gewinnen, Ibrahim Arslan hatte vorige Woche bei uns haargenau den Nerv der Zeit getroffen und die SchülerInnen wollten gerne genau damit sofort beginnen – Verantwortung tragen. Denn niemand wollte die lebhafte und teilweise kontroverse Diskussion beenden und Verabredungen für ein nächstes Mal wurden getroffen.
Im Namen der AFG-Schulgemeinde Herrn Arslan nochmals vielen Dank.

(Fotos: W. Gurzan)

(M. Brögelmann)

 

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